Freitag, 27. Mai 2016

Kapitel 2 - Enemies

Ein bekanntes Rauschen erfüllte Robys Ohren. Sie kannte dieses Gefühl, es war das Rauschen, das sie verspürte, wenn sie durch den Weltraum reiste. Der Sprung in den Hyperraum löste es aus, und mittlerweile war es nicht mehr unangenehm, sondern es war das, was sie als normal empfand. Es vermittelte ihr ein Gefühl von Heimat, und Sicherheit.
Doch heute wurde diese emotionale Behaglichkeit von ihren eigenen Schmerzen überlagert. Ihre Kehle, ihr Oberkörper, einfach alles. Selbst ihr Inneres schmerzte, als habe sie nicht nur einen furchtbaren Verlust erlitten, sondern man sie auch noch geprügelt. Seltsam. Das Training mit Kaye verlief schon lange nicht mehr so, dass sie grün und blau davon aufwachte. Immerhin war sie in einigen Monaten bereit für die Prüfung und schon geschickt genug. Nicht überragend, aber sie war nun schon seit Jahren eine Padawan, sie konnte sich verteidigen und war stark in der Macht. Nur ihre Laserschwerttechnik ließ zu wünschen übrig, wie sie selbst wusste. Ihr Jar'Kai war nicht gut genug, deshalb hatte Kaye ihr befohlen zu Niman zurückzukehren. Mehr als vierzehn Standardmonate war das her, aber auch hier hatte sie noch große Probleme. Ihr Bewusstsein für die Macht wurde geschmälert, wann immer sie sich in einem Kampf befand, und daran musste sie arbeiten.
An der Macht arbeiten hieß vor allem Meditieren. Roby erhob sich von der Pritsche, auf der sie gelegen hatte und versuchte sich zu strecken. Ein schmerzhaftes Krachen in ihrem Rücken war das Resultat, und sie schnappte nach Luft. Was war nur passiert? Auf ihr lautes Keuchen reagierte niemand. Seltsam. Kaye hätte sie niemals so allein gelassen, wenn etwas ernsthaftes geschehen war, wie konnte das alles sein? Wo war Kaye?
Dann geschah etwas merkwürdiges.
Ihr Kopf explodierte. Die Erinnerungen kamen so schlagartig zurück, dass sie den physischen Schmerz noch einmal erlebte. Sie sah die Leichen. Zanna, Dirge, Tsa-Nih, Brane, Meister Kaye... der rote Schatten hatte sie getötet. Sie alle.

Durch die Heckscheibe der Fähre betrachtete Maul blicklos das vorbeiziehende Lichtspektakel des Hyperraums. Bis sie ihr Ziel erreicht hatten, würden sie noch lange fliegen. Von Naboo aus war es ein langer Weg bis nach Korriban, und er selbst war sich noch immer nicht sicher, was er dort wollte. Korriban war der Planet der Sith, lange verlassen und vergessen, doch vielleicht zog es ihn gerade deshalb dorthin. Der Planet und er, sie hatten etwas gemeinsam; sie hatten ihren Sinn verloren. Korriban, als Quelle und Zentrum der Dunklen Seite der Macht, hatte Jahrtausende des Kriegs und der Dunkelheit über diese, und viele andere Galaxien gebracht. Nun war der Planet verlassen, die Akademie verschwunden, und Korribans dunkles Mal verblasste im Schatten der Zeit.
Und er selbst? Er hatte seinen Meister verraten, war abtrünnig geworden. Die Gnade, die er gezeigt hatte, gehörte zu den Gefühlen, die er nicht kennen sollte. Ein Sith schwankte nicht, ein Sith kannte keine Gnade. Beinahe automatisch warf er einen Blick auf sein linkes Handgelenk, strich über die tiefen Narben, die ein Laserstrahl vor langer Zeit dort hinterlassen hatte. Die Buchstaben, die nicht einmal seinem eigenen Heimatalphabet entsprangen, hatten ihn sein Leben lang geprägt. Aurek-Besh war eine gnadenlose Schrift, ebenso wie die Sith gnadenlos waren. Der Kodex. Das einzige, was sich niemals ändern würde. Eine Realität, die sein Leben bestimmte. Ein Gesetz, das ihn an seinen Meister band, aber auch von unendlicher Freiheit sang. Er strich über die Narbenwülste, und seine Lippen formten die Worte, die er jedoch nur stumm im Geist rezitierte:

Frieden ist eine Lüge.
Es gibt nur Leidenschaft.
Durch Leidenschaft erlange ich Kraft.
Durch Kraft erlange ich Macht.
Durch Macht erlange ich den Sieg.
Der Sieg zerbricht meine Ketten.“
Machtvolle Worte, die ihn fesselten und befreien könnten. Er musste nur siegen. Eines Tages musste er die Ketten abstreifen und oben auf sein, seinen Meister übertrumpfen. Doch daran zu denken war schwer.
Die seltsame Erinnerung, die er gesehen hatte, als die Padawan ihn durch die Macht berührt hatte, hing ihm immer noch nach. Nicht, dass er wirklich darüber nachdenken würde, viel mehr hatte sie, wo sonst alles war, was er nutzte um sich anzutreiben, das innere Feuer gedämpft. Wut, Hass und Zorn waren immer noch da, das konnte er spüren, doch sie waren, wie durch einen Schleier, von seiner eigenen Wahrnehmung getrennt. Dieser Schleier war Verwirrung, Konfussion, beinahe Angst. Diese Erinnerung konnte nicht real gewesen sein, aber wenn sie das nicht war – woher kam sie dann? Was war sie dann?
So viele Fragen, auf die er keine Antwort finden konnte.
So viele Fragen, die ihn nach Korriban leiteten. Ob er dort eine Antwort finden würde, oder ob es nur Wunschdenken war, vermochte er selbst nicht zu sagen. Doch das Wissen, das dieser Planet in sich trug, würde ihm weiterhelfen können. Die Großen der Sith waren dort gewesen. Darth Malek, Darth Revan, Darth Bane – doch nach ihnen hatte niemand mehr diesen Planeten betreten. Selbst sein Meister hatte sich Zeit seines Lebens von Korriban ferngehalten. Maul hatte nie gefragt, doch gerade jetzt wünschte er sich, zu wissen wieso dem so war. Sicherlich barg Korriban ein Geheimnis, doch war dies so grauenhaft, war die Macht dort so stark, dass sie sich von niemandem unterwerfen ließ?
Viel eher vermutete er, dass sein Meister nie die Not hatte. Sollte er denn jemals seinen Weg verloren haben, dann nie so derartig, dass er sich zurück zu den Wurzeln begeben musste, wie Maul es jetzt tun würde. Für ihn gab es nur noch die Flucht nachvorn, denn hinter ihm war nur der Tod. Hinter ihm war nur die Verdammnis, sollte er nicht als Größerer wiederkehren, als sein Meister. Korriban
musste ihm zum Lord der Sith, zu einem wahrhaftigen Darth, machen, ansonsten blieb ihm nur der Tod – und das zurecht.
Mauls Gedanken kreisten noch lange um die Macht und um seine eigene, ungewisse Zukunft, um die geringe Hoffnung in den Ruinen einer lange vergessenen Zeit das zu finden, was ihm sein Leben wiedergeben könnte, ehe ihm auffiel, wie unvorsichtig er geworden war.
Sein Meister hatte ihn einmal den „Schattenjäger“ genannt. Nicht nur, weil er die jagte, die wie Schatten zu verschwinden verstanden, sondern auch, weil er in den Schatten, mit den Schatten, als ein Schatten jagte. Maul war in der Lage, sich auf eine so unglaubliche Weise in der Macht zu verbergen, dass nicht einmal blinde Tiere, die nicht von ihren Augen getäuscht werden konnten, seine Anwesenheit bemerkten, und er hatte tatsächlich nicht daran gedacht, seine Präsenz zu verhüllen. Der Zabrak stieß ein unwilliges Knurren aus und erhob sich aus dem Pilotensitz. Breitbeinig stand er da, die Arme hinter dem Rücken, sodass jeweils eine Hand den Ellenbogen des anderen Armes berührte, seinen Kopf hielt er gesenkt, seine Augen waren geschlossen.
Es dauerte eine Sekunde, bis er wieder sehen konnte. Das ganze Schiff war ein Schleier aus Farben, umhüllt, durchwebt und durchzogen vom Licht der Macht, dem unendlichen Energiefeld. Er konzentrierte sich und fokussierte sich nun auf das Äußere des Raumschiffs. Die bunten Farben nahmen nun die Form des Kreuzers an, der sich deutlich vom Rest des Hyperraums abzeichnete. Die Macht im Hyperraum floss so schnell, dass sie unverändert wirkte, ein einheitlicher lilaner Strom, mit mal roter, mal blauer Überhand, in ihr wirkte das Raumschiff auffällig und grell. Maul atmete ein, und aus. Sein Atem durchströmte seinen ganzen Körper, wie die Macht, die durch ihn floss, als er nach ihr griff und sie änderte. Er zog die Macht des Umfelds zu sich heran, verdichtete sie zu einem Schutzmantel, der sich, wie eine zweite Haut, um das Magnetfeld des Raumschiffs legte. Eine anstrengende, aber notwendige Prozedur. Das Raumschiff verschwand, wurde eins mit dem Machtfluss des Hyperraums. Die Machtsensivität war verborgen unter der Allgegenwart der Macht selbst.
Sein Körper zitterte, unwillkürlich sank er auf die Knie, kaum, dass er sich wieder aus dem Strom der Macht gelöst hatte. Schweiß perlte von seiner Stirn, sein Schädel schmerzte und er fühlte eine Übelkeit in sich aufsteigen, die er so noch nie gespürt hatte. Einen derartigen Kraftakt hatte er noch nie vollbracht. Es dauerte eine Weile, in der sich der Boden zu drehen begann, und bunte Lichter, wie kleine Supernoven vor seinen Augen in Dunkelheit erschienen und wieder verblassten, ehe er sich über diesen Erfolg freuen konnte. Aber sobald er wieder stand, breitete sich ein beinahe zufriedenes Lächeln über seinem Gesicht aus.
Das unheimliche Lächeln des Zabraks verschwand jedoch, als er eine Veränderung im Machtgefüge wahrnahm. Die Padawan musste aufgewacht sein, und ihre Gefühle waren aufgewühlt, wie die Oberfläche Kaminos.
Stirnrunzelnd verließ er das Cockpit und betrat den Bereich, in dem die Jedi wohl schliefen und aßen. Im Gegensatz zu den Sith, die Reichtum und Prunk zur Schau stellten, um ihre eigene Macht zu symbolisieren, waren die Jedi regelrechte Askethen. Der Innenraum des Frachters war zwar groß, aber bot wenig Komfort: Die Wände waren mit unpoliertem Metall verkleidet, und auch der Tisch, sowie die Eckbank, die sich linker Hand zum Hauptgang befanden, waren daraus gefertigt. Die Bank hatte einfache Polster, die beinahe schon abgewetzt aussahen.
Rechterhand befand sich eine Luftdruckschleuse, hinter der die Schlafkojen lagen. Maul hatte sie kurz inspiziert, als er die bewusstlose Padawan dort abgelegt hatte. Die Pritschen waren gerade zwei Meter lang und achtzig Zentimeter breit, die Matratzen kaum der Rede wert. Kopfkissen gab es nicht, und trotz der Kälte im Weltraum waren die Decken kaum mehr als ein Hauch aus Stoff. Mauls eigener Mantel war vermutlich dicker als diese Decken.
Die Druckluft entwich zischend, als die Tür sich öffnete und zur Seite glitt. Maul trat hindurch, wobei er sich ducken musste, und sah sich in dem Raum um. Es gab acht Kojen, und auf der, direkt neben der Tür, saß die junge Padawan. Ihr Blick war leer, ihr Gesicht von Schmerz gezeichnet, voller Schmutz, Schweiß und Tränen.
Maul betrachtete sie neugierig. Für ein menschliches Wesen war sie recht hübsch, auch wenn sie nicht so weiblich war, wie die vielen menschlichen Frauen, die er im Holonetz sah. Doch das war nicht überraschend, sein Meister hatte ihm oft erklärt, dass Prostituierte, auch, wenn sie Menschen waren, nicht das Maß aller Dinge waren.

Noch immer war in ihrem Inneren dieses Loch. Dieser Strudel, diese Leere. Roby weinte nicht. Sie war leer. Da waren keine Tränen, kein Schrei, kein Ritual, das ihre Trauer in Worte fassen könnte. Sie saß nur da, in sich zusammengesunken, den Hinterkopf an das Metall gelehnt, und spürte, wie jeder Atemzug Körper und Seele unendliche Schmerzen bereitete. Sie wollte sich in diesem Schmerz verlieren, wollte ihn nehmen und damit zerstören, was auch immer ihnen allen das angetan hatte. Ihre Freunde, ihre Familie, ihr Meister war tot! Der rote Schatten hatte ihn dahingemetzelt, wie er es mit allen anderen getan hatte. Was auch immer er gewesen war, Roby würde ihn finden, und sie würde sie rächen.
Die Luftschleuse zischte verräterisch und die Padawan richtete sich ruckartig auf, in der Hoffnung, endlich Aufklärung über das zu erlangen, was hier gespielt wurde. Doch sie erstarrte, ihre Augen bohrten sich voller Fassungslosigkeit, Angst und Hass in die des Eingetretenen.
Er trug schwarze Hosen, aus einem Stoff, den sie nicht kannte, ein Gürtel um die Mitte hielt seine Waffe, ebenso wie er dafür sorgte, dass sein Oberteil, das typisch gefaltet war, nicht auseinander fiel. Seine Haut war rot wie frisches Blut und über und über bedeckt von schwarzen Tättowierungen. Außer auf seinem Kopf, denn dort sproßen mehrere, spitze, kurze Hörner. Selbst, wenn die Gestalt nicht so markant wäre, hätte Roby ihn überall wieder erkannt.
Vor ihr stand der rote Schatten.

Maul betrachtete sie aufmerksam. Sie hatte Angst, sie war wütend.Und leer. Das alles konnte er verstehen. Und sicherlich hatte sie nicht erwartet, ihn hier anzutreffen. Aber was hatte sie gedacht? Dass einer dieser Jedi überlebt habe? Nicht einmal der Stärkste von ihnen, war ihm gewachsen gewesen. Eine kleine Herausforderung, ja, aber gewachsen niemals. Nicht einer von ihnen. Nicht einmal sie, nur sie … sie hatte überlebt. Sie hatte ihm einen guten Kampf geliefert, geboren aus der Verzweiflung in ihr, und dann … hatte sie etwas getan, was er noch nie erlebt hatte. Allein bei der Erinnerung, spürte er, wie die Konfussion in ihm wieder aufstieg und unterdrückte sie.
Die junge Frau war wie ein Tier, das er in die Ecke gedrängt hatte, er sollte sie nicht unterschätzen. Langsam, vorsichtig, um sie nicht zu verschrecken, hob er die Hand bis zu seinem Lichtschwert, nahm es vom Gürtel.
Ihre Hand schnellte vor, zu ihrem Schwert – doch es war nicht mehr da. Ihre Augen weiteten sich, und Zorn übernahm die Oberhand. „Wo ist es?!“, fuhr sie den Zabrak an. „Wo ist mein Schwert?!“ Maul holte tief Atem. Bis gerade hatte er gewünscht, er müsse nicht reden. Reden war nicht seine Stärke. Er tat es weder gern, noch viel. „Dein Schwert zerstörte ich bei unserem Kampf“, erwiderte er. Seine Stimme war leise, nicht mehr als ein heiseres, raues Flüstern, tief zwar, aber irgendwie unangenehm. Und auch an seiner Wortwahl merkte man, dass er extrem eingerostet war, was die direkte Kommunikation betraf. „Das deines Meisters habe ich an mich genommen.“ Er machte eine kurze Pause und schluckte. Schon jetzt fiel ihm das Sprechen schwer und seine Kehle war trocken. „Zur Sicherheit“, fügte er noch hinzu. Während er sprach, hatte er sein eigenes Lichtschwert zur Seite gelegt. Er wollte ihr keine Angst machen, fühlte er sich doch auf eine merkwürdige Weise, die er nicht erklären konnte, zu ihr hingezogen. Ihre Gefühle, die ihn förmlich ansprangen. Maul verstand das nicht. Es war nicht die übliche Art, nicht dieses Bewusstsein darüber, dass sein Gegenüber litt, das er kannte. Er konnte sich davon nicht nähren, es weder greifen noch wirklich verwenden. Viel mehr war es auf eine andere, tiefere Weise, in ihm.
Es machte ihm Angst, zog ihn an und stoß ihn ab auf die gleiche Art. Zu fühlen wie sie schwächte ihn, doch sie zu fühlen machte ihn stark. Und gab ihm Vorteile.
Noch bevor sie es wusste, wusste er es und er trat, unwillkürlich, einen Schritt zur Seite, als die junge Frau sich auf das Laserschwert stürzen wollte, dass nun neben ihm auf einer der leeren Pritschen lag.
Die Bewegung war zwar fließend, doch er konnte sehen, wie sehr es sie schmerzte. Als sie sich wieder aufrichtete, taumelte sie bereits, und es war für ihn ein leichtes, ihr das Laserschwert aus der Hand zu winden. Sie wehrte sich kaum, sank gegen ihn, und Maul fühlte die Wärme des menschlichen Körpers.
Er war noch niemals einem Menschen so nahe gewesen, außer im Kampf. Noch nie hatte er Wärme, Kraft und sanfte Schwäche so derartig gespürt. In seinen Armen wirkte sie nicht mehr zierlich, sondern regelrecht zerbrechlich, und eine ungeahnte Woge aus Zuneigung und Fürsorge überkam ihn, als er ihre Verwirrung spürte. Er hatte ihr alles genommen. Ihre Sicherheit, ihre Familie, ihren Meister; er war für sie verantwortlich. Und noch viel mehr. Die Macht war es, die ihn lenkte, doch er spürte, dass er wollte, dass sie ihn lenkte. Er überließ sich dem Drängen und berührte, zärtlich, mit seiner Hand ihre Wange. Sie war erneut der Bewusstlosigkeit nahe, dieser kurze Kraftakt und die Aufregung hatten sie schon wieder zu sehr ausgelaugt. Maul spürte, dass er etwas dagegen tun konnte, tun musste. Seine Kraft verband sich mit ihrer, und er teilte mit ihr, was er nicht brauchte, was er aus der Macht um sich herum schöpfen konnte. Ihre Lider flatterten, schlossen sich für eine Sekunde, doch er brauchte nicht zu fürchten. Die Macht war in ihr, und in ihm und mit ihnen beiden.
Sie öffnete ihre Augen wieder, starrte ihn an, mit einer Mischung aus Wissen und Verwirrung, die das spiegelte, was er empfand. Es war ihrerbeider ureigenste Natur, die sie leitete, fernab von Gut und Böse, von der hellen und der dunklen Seite empfanden sie eine Anziehung für einander, die man nicht erklären musste.
Maul spürte, wie sein Verstand, und all seine Mauern, von dieser Anziehung, die rauschend war, wie ein Wasserfall, in den Abgrund gerissen wurden, und verschwanden. Und auch in ihren Augen sah er diesen Zusammenbruch, als ihr Körper sich ihm entgegen drückte, und die Verwirrung völlig aus ihrem Blick wich.
Still standen sie beeinander, er hatte seine Arme um ihre Taille gelegt, ihre rechte Hand ruhte auf seiner Brust, während sie einfach nur im fremd-vertrauten Blick des Anderen ertranken. Mauls Augen wanderten über ihr Gesicht. Ihre Züge waren weich, doch schön. Immer noch waren die Tränenspuren deutlich auf ihrem Gesicht zu erkennen, die an manchen Stellen den Staub Naboos fortgewaschen hatten, doch es machte sie nicht weniger schön. Nur echter. Im Gegensatz zu den Frauen in den Holonetzen. Er blickte auf sie hinab, auf die zerbrechliche Frau in seinen Armen, auf ihre schönen Lippen, und noch bevor er wusste, was er da tat, lagen seine auf den ihren.

Hier, jenseitig von allen Fragen, die sie je gehabt hatte, versuchte Roby sich nur nicht einzubilden, sie wüsste, was geschah. Der rote Schatten, der sprechen konnte, tat ihr nicht nur nichts, sondern hatte seine Kraft mit ihr geteilt, und damit etwas ausgelöst, was zwischen ihnen geschlummert hatte. Was es war, konnte sie nicht sagen, sie wusste nur, dass alles, was sie wollte, seine Nähe war. So nah, wie es ging. So lange, wie es ging. Und der Kuss war die Erfüllung ihrer Wünsche.
Seine Lippen waren rau, doch sanft genug, sodass sie auf ihn eingehen konnte, ohne sich in die Enge gedrängt zu fühlen. Eine seiner Hände wanderte zu ihrem Gesicht, umfasste es, streichelte sanft über ihre Wange, während sie beide sich in diesem Kuss verloren.
Was sanft anfing, wurde schon bald intensiver, und Roby erwischte sich dabei, wie ihr Atem sich beschleunigte, und sie sich immer enger an ihn drückte. Seine Küsse wurden fordernder, seine Arme strichen über ihren Rücken, wanderten tiefer, während ihre Hände sich in seinen Rücken krallten.

Hitze stieg in ihm auf. Eine Hitze, die ihn verlangend machte. Er drängte sie zurück auf die Pritsche, immer in dem Wissen, dass sie vollkommen einverstanden war, mit dem, was er tat. Seine Küsse, die erst fordernder geworden waren, waren nun regelrecht brutal. Er biss auf ihre Lippe, zog und nagte an ihr. Stöhnen war die Antwort, Kratzen über seinen Rücken.
Er drückte sie auf die Matratze, war über ihr. Ein Knie zwischen ihren Beinen, die sie bereitwillig für ihn spreizte, ließ er sich die Zeit, auf sie herabzusehen.
Ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig, ihr Blick war hell und klar, anders, als noch vor wenigen Augenblicken, ihre Lippen waren jetzt schon leicht geschwollen, ihre Wangen waren gerötet.
Er beugte sich über sie, und küsste sie erneut. Verlangend und fordernd, was sie unterwürfig und stöhnend entgegnete. Sie spreizte ihre Beine noch mehr, was er nutzte, um sein Knie stärker zu bewegen, sie damit zu reizen. Sie zuckte leicht hin und her, er lächelte.
Eine seiner Hände vergrub sich in ihren langen, aschblonden Haaren, während die andere zu einer ihrer Brüste wanderte. Er streichelte sie, umkreiste die Stelle, die sich unter dem Stoff anders anfühlte, sehr zu ihrer Verzückung.
Maul war fasziniert von ihren Reaktionen, und ließ mit seinen Lippen von ihrem Mund ab, um den zweiten Knubbel zu verwöhnen. Sie stöhnte auf und bog sich ihm entgegen. Er spürte, wie die Hitze in ihm mehr aufzuwallen begann und er sehnte sich danach, sie zu spüren. Er zog an ihrem herrlichen Haar, was sie mit einem Aufschrei quittierte, der in ihm einen Punkt berührte, der nun ihn selbst beinahe zum Stöhnen brachte. „Bitte“, flüsterte sie, mit lustgeschwängerter Stimme.
Maul ergab sich ihrem gemeinsamem Willen.
Als sie endlich nackt vor ihm lag, betrachtete er sie erneut. Die schlimmen Blessuren übersah er, und musterte dafür den Rest. Ja, sie war schön. Sie hatte einen sinnlichen Körper. Muskulös zwar, aber eben doch zierlich, nahezu zerbrechlich.
Mit den Lippen erkundete er eben diesen Körper, der unter seinen sanften, aber fordernden Berührungen erbebte. Immer öfter hob sie ihr Becken an und drückte gegen seine Körpermitte, die doch so schon brannte, pochte und nach ihr verlangte. Aber voll bekleidet zu sein, während sie nackt war, gab ihm ein Gefühl von Macht auf einer ganz anderen Ebene.
Maul biss sie sanft in die weiche Haut am Hals, ein lustvolles Seufzen war die Antwort, worauf er fester zubiss. Auch dies blieb nicht unbeachtet. Sie stöhnte kehlig, und er konnte fühlen, wie sie mit fahrigen Fingern begann, sich an seiner Kleidung zu schaffen zu machen.
Zwischen ihren nackten Körpern flirrte Hitze, sie pulsierte und zog sie näher zueinander. Maul spürte, wie neben blanker Lust auch Aufregung von seinem Körper Besitz ergriff und für eine Sekunde stockte sein Atem.

Roby fühlte sich völlig von Sinnen. Etwas vergleichbares hatte sie noch nie gespürt, ihr Universum wurde aus den Fugen gehoben, als er endlich, sanft und fordernd zugleich, mit ihr verbunden war. Um sie herum schien alles unwichtig zu werden, es gab nur noch sie beide, gemeinsam. Nichts hatte sich je richtiger angefühlt.  

Kapitel 1 - Dead bodies, dead dreams

Als sie sich umdrehte, sah Maul etwas im Gesicht der Fremden, was ihn überraschte. Ihr Gesicht war schmutzig, doch ihre Augen strahlten eine Kraft aus, die er ihr nicht mehr zugetraut hatte. Er hatte mit Tränen gerechnet. Das halbe Lächeln auf dem Gesicht des Zabraks verblasste, und zum ersten Mal seit Beginn des Kampfes verspürte er Zweifel. In ihm brodelte die Kraft der toten Jedi. Krieger des Lichts, wie sie sich seit dem Anfang ihres Ordens nannten. Ihre kühle Stärke wurde so schnell verzerrt von seiner lodernden Macht. Selbst im Augenblick ihres Todes waren sie noch kühl und leicht gewesen.
Doch diese hier war anders. Eine Padawan, eine Schülerin, so wie er. Und er konnte ihren Zorn durch die Macht spüren, ihren Hass, der sich gegen ihn und alles, wofür er stand richtete. Ihre Angst, die sie schwach machte, ihre Trauer, die sie auffraß.
In diesem Moment war sie ihm ähnlich, so viel ähnlicher als den Leichen im Wald. Nur noch ein Schritt, ein winziger Moment und sie wäre so dunkel, wie er es war und würde nie wieder den falschen, blinden, beschnittenen Lehren anhängen.
Er spannte sich an, und hob das Lichtschwert erneut. Eine seiner Klingen begann zu surren, und er lächelte erneut.
Ein neuer, oder ein alter Schüler, für seinen Meister würde nun etwas abfallen.
Das Surren zweier Klingen sauste durch seine Ohren, als sie das Lichtschwert ihres Meisters aktivierte. Eine grüne und eine rote Klinge. Eine Padawan und ein Schüler der Sith.
Noch waren sie zu weit weg, während sie sich nicht rührte, begann er einen Kreis abzuschreiten, ohne sie aus den Augen zu lassen, ein tänzelnder Seitwärtsschritt nach dem anderen, ohne die Distanz wirklich zu verringern. Dann blieb er stehen.
Sein Lächeln war wiedergekehrt, ihr Hass war unvermindert. Er konnte ihre Angst spüren, von der er sich nährte, wie so viele Sith es taten. Er atmete sie ein, sie gab ihm die Kraft, die er bei dem Kampf gegen die Jedi verloren hatte – sie waren voller kalter Energie gewesen, doch diese Angst war um ein vielfaches belebender.
Er konnte ihren Blick auf sich spüren, ihre großen, menschlichen Augen klagten ihn an. Er genoss dieses Gefühl. Die Jedi hatten sich zu lange für mächtig gehalten. Heute hatte er begonnen seine Maske fallen zu lassen. Und nun hatte eine Jedi Furcht vor ihm. Einem Zabrak, einem Schüler der Macht, einem heranwachsenden Sith.
Ihre Haltung verriet, dass sie es gewohnt war, mit einem zweiten Lichtschwert zu kämpfen. Eine Schwäche, die er mehr unterbewusst registrierte, denn er war auf ihr Gesicht fixiert. Die Muskeln und Sehnen an ihrem Hals spannten sich an, ihre Atmung ging schwer, ehe ihr Mund sich zu einem stummen Schrei verzog und sie auf ihn zu stürmte. Es dauerte nur wenige Sekunden, ehe sie bei ihm war, und noch im Lauf hob sie die grüne Klinge für eine erste Attacke. Von links oben sauste die Schneide des Schwertes auf seinen Kopf herab, doch die Parade stellte für ihn ein leichtes dar. Die Wucht des Zusammenpralls allerdings ließ ihn einen Schritt zurück machen und vor Überraschung weiteten sich seine Augen. Die Padawan setzte schnell nach, sie stach zu, zielte auf seine Körpermitte und er konnte nur knapp parieren. Immer weiter drängte sie ihn in die Defensive, und schrittchenweise zurück. Nicht, weil ihre Kampftechnik besonders ausgefeilt war, sondern weil sie rücksichtslos kämpfte und sich von ihrer Wut leiten ließ. Maul selbst spürte die Wunde an seinem Arm, die ihm zu schaffen machte und verlangsamte, als ihm ein wesentlicher Fehler in ihrem Kampfstil auffiel: Sie benutzte das Schwert, als habe es Gewicht.
Sie wirbelte ihre Klinge wie ein Gitter aus Laderfaden um ihren Körper herum, doch sie schlug und stach nach ihm, als wäre die Klinge schwer, und sie müsse ihre Muskeln einsetzen um sie zu kontrollieren, nicht ihre Sinne. Maul wirbelte herum und stand mit dem Rücken zu ihr, spürte, wie ihre Irritation ihm zur Hilfe eilte, während sie ziellos mit der viel zu langen Klinge in der Luft stocherte. Erneut wirbelte er herum und sie trafen sich wieder, eine winzige Sekunde lang starrte er in ihr Gesicht; Schweiß rann von ihrer Stirn. Sie duckte sich unter seiner Attacke weg, gab ihm damit ihre Beine preis und schlug einen Salto, kam hinter ihm zum Stehen. Das erneute Erwachen ihres Lichtschwertes kostete sie wertvolle Zeit, in der er seine Deckung vorbereiten konnte. Zweimal schlug sie ins Leere, als er mit minimalen Machtsprüngen zurückwich, ehe sie soweit nachgesetzt hatte, dass sich die Klingen wieder trafen. Doch der Schlag war so wuchtig, dass er ihn erneut weit nach hinten drängte. Als sie erneut einen Salto schlug, nutzte er die Chance und trat ihr in den Unterleib. Ihr Lichtschwert erlosch und sie stolperte.
Mit dem Rücken zu ihr verharrte er einen Moment um zu Atem zu kommen, ehe er den Kopf nach hinten drehte, als Geräusche ausblieben. Sie stand noch genauso da. Ihre Schultern bebten, ihr Oberkörper war leicht gebeugt. Dann drehte sie sich um und schlug zu. Ins Nichts. Die Klinge zog gut eine Handbreit an ihm vorbei. Und auch der nächste Schlag traf ihn nicht.
Sie schlug beinahe grotesk heftig ins Leere, und erst nach drei weiteren Schlägen war er zum Ausweichen gezwungen. Er duckte sich weg und attackierte sie nun seinerseits. Sie als ebenbürtig zu sehen hatte er lange aufgegeben. Er war ein Meister, sie war ein schwächlicher Schatten all dessen, was man ihn gelehrt hatte. Selbst für eine Jedi war sie schwach, für die Sith war sie absolut wertlos.
Mit einigen schnellen Schlägen unterwanderte er ihre Verteidigung und kam ihr wieder näher. Nach einer überraschenden Drehung verpasste er ihr einen mächtigen Schlag auf den Rücken, der sie bewegungsunfähig vornüber kippen ließ. Ihr Lichtschwert erlosch, er selbst machte drei Schritte, um seinen Schwung auszulaufen.
Sie war noch nicht tot, das spürte er. Aber ihre Kräfte schwanden. Ihr Zorn war verraucht und etwas anderes war an seine Stelle getreten, was ihre Aura verfärbte. Kapitulation.
Maul schloss für eine Sekunde die Augen und gönnte sich ein Lächeln. Eine Sekunde zu viel. Als er sich umdrehte, hatte die Jedi sich wieder erhoben und zu einem gewaltigen Machtschlag ausgeholt, den er nur noch abwehren konnte. Die Wellen prallten an ihm ab, wie an einem Brecher in einer Bucht und er entsandte einen stärkeren Schlag, geboren aus ihrer eigenen Verzweiflung. Doch auch sie riss die Arme hoch und wehrte es ab, mehr noch, sie schickte einen erneuten Schlag, der sich mit seinem zweiten traf. Maul fühlte, wie die Welle explodierte und intensivierte die Kraft – wie auch sie.
Eine grelle Explosion – unsichtbar für die Augen, doch sein Körper wurde erschüttert und von der puren Kraft von den Füßen gerissen. Als er sich wieder aufrichtete, spuckte er Sand aus. Der Untergrund war von ihrem Kampf aufgewühlt, doch wenigstens trocken. Mühsam stemmte er sich hoch und kam wieder auf die Beine, machte große, schnelle Schritte auf sie zu und machte den verlorenen Boden gut. Er wollte dieser Sache ein Ende setzen. Jetzt.
Ihr Lichtschwert war ihr fast aus der Hand geglitten, ihr Körper war verdreht, wenn auch nicht so, wie bei einer Toten. Sie kämpfte sich auf die Beine; sie musste höllische Schmerzen haben. Die Explosion der Macht hatte sie geschwächt und er wollte es hinter sich haben. Als sie sich beinahe aufgerichtet hatte, griff er mit der Macht nach ihr aus und packte sie an der Kehle. Sie würgte und atmete rasselnd. Maul konnte das Pulsieren ihrer Kehle an seiner Hand spüren, spürte die Kraft, wie sie ihn durchflutete und zwang sie auf die Knie. Sie kämpfte verzweifelt gegen ihn an, knurrte und in ihren Augen stand erneut der reine Hass. Er holte mit dem Lichtschwert aus.
Und das Brennen in seinen Augen erlosch. Er fühlte sie. Ihren Geist, ihren Verstand. Sie waren sich ganz nahe, obwohl sie immer noch vor ihm kniete.
Maul ließ das Lichtschwert sinken, und seine eigene Klinge erlosch. Das Flehen in ihren Augen, das Flehen in ihm war so groß. Er kannte dieses Gefühl nicht, und kannte es doch. Er erinnerte sich an andere Augen. Den Blick seiner Mutter, als Darth Sidious ihn gewählt hatte. Wie sie den Menschen angefleht hatte, ihn nicht zu nehmen. Und der rote Schleier, der ihren Kopf von den Schultern getrennt hatte.
Maul spürte, wie etwas in ihm selbst zerriss, mehr auf eine abrupte, als wirklich schmerzhafte Weise. Er sackte für eine Sekunde in sich zusammen, als habe man ihn, gleich einem Droiden, von seiner Energiezufuhr getrennt. Sein Machtgriff erschlaffte und sie sank zu einem unförmigen Haufen auf dem Boden zusammen; und das seltsame Empfinden, diese Verbundenheit zwischen ihnen beiden, erlosch.
Maul zuckte zurück. Sie hatte ihn berührt. Durch die Macht hatten ihre Körper, ihre Wesen, wie sie von der Macht wahrgenommen werden konnten, einander berührt. Sie hatte sein innerstes, natürlichstes Selbst gesehen. Etwas intimeres war kaum möglich, und eine solche Berührung war in den meisten Fällen äußerst gefährlich – ganz zu schweigen davon, dass es eine Art der Machtnutzung war, die die Jedi ächteten, ebenso wie alles, was mit individuellen Kontakten zutun hatte. Und doch tat sie es. Wer hatte sie das gelehrt? War sie etwa keine Jedi? Unmöglich. Einer der Toten hatte sie Padawan genannt, ihre Kluft, ihr Auftreten, ihre Präsenz in der Macht hatten vom Selbstverständnis einer Jedi gezeugt.
Neben sich hörte er das Summen der Beobachtungsdrohne, die näher kam.Sein Meister vertraute ihm nicht genug, um ihn aus den Augen zu lassen. Maul konnte nicht einmal sagen, dass dieses Misstrauen nicht gerechtfertigt sei. Wäre er an seiner Stelle, würde er sich selbst auch nicht vertrauen. Doch Sidious' kurze Leine machte ihn wütend. Er hatte sich jahrelang absolut ergeben gezeigt. Er war das Messer der Sith, der Kriegshammer, nach dem er benannt war. Ein Mörder, Attentäter und ein Schatten, dessen Name nicht einmal bekannt war.
Und doch traute Sidious ihm nicht. Nicht einmal das, er bildete ihn nicht einmal bis ganz zum Ende aus. Maul schuldete ihm absoluten Gehorsam, und den erwies er ihm auch. Aber wofür? Warum? Er hatte sich diese Fragen lange nicht mehr gestellt. Nein, nicht 'lange nicht mehr'. Er hatte sie sich nie gestellt. Doch durch den Riss in ihm fluteten so viele Fragen, Gefühle und Erinnerungen, die er noch nicht kannte, noch nie erlebt und noch nie gefühlt hatte. Als habe man ihm eine Tür geöffnet, einen Weg gewiesen zu einer neuen Form der Wahrnehmung.
Darth Sidious' Hologramm, das klein vor ihm in der Luft erschien, riss ihn aus seinen Gedanken. „Maul“, sagte die kratzige Stimme. Der Zabrak hatte nicht einmal eine grobe Ahnung, wo genau sein Meister gerade war, aber ganz offensichtlich war Sidious, egal wo er denn war, nicht zufrieden mit ihm. „Führ' es zu Ende!“ Die Stimme des Holobilds war ungeduldig und befehlsgewohnt. Doch Maul zögerte. „Tu es!“, befahl der Sithlord. Maul schaltete sein Laserschwert ein und hob es über seinen Kopf. Die junge Jedi würde keine Chance haben, wenn er es jetzt auf sie niedersausen ließ. Wie den Jedi mit der Atemmaske würde es sie spalten und einen grauenhaften Torso hinterlassen. „Worauf wartest du?!“, Lord Sidious klang nun wirklich ungehalten. Und die Stimme hallte in ihm wieder. Worauf wartete er? Wieso verschwendete er seine Gedanken, wieso dachte er überhaupt? Denken war nicht seine Aufgabe, aber das Licht in ihm ließ ihn denken. Doch auch seine Gedanken bestätigten, was er zutun hatte.
Maul schloss die Augen und atmete tief durch. Er fühlte, wie die Macht in ihm prickelte und um ihn herum waberte, er nahm die Aura der Jedi wahr, und spürte das Universum. Er holte aus und traf sein Ziel, das, wie ein zerstörtes Spielzeug in zwei Hälften zerfiel und auf den sandigen Untergrund aufprallte.
Das Holo erlosch, und Mauls Bernsteinaugen blickten auf die Trümmer des Spionage-Droiden, durch den sein Meister ihn solange kontrolliert hatte. Sein ehemaliger Meister. Sollte Sidious ihn finden, würde er ihn für diesen Verrat töten. Er musste verrückt geworden sein. Verrückt, ja, aber Maul wollte leben. Und er wollte die junge Jedi nicht hier lassen, außerdem brauchte er sie wahrscheinlich. Kurzerhand hob er sie hoch und warf sie, wie einen Sack Rüben, über seine Schultern. Bis zu dem Schiff, mit dem die Jedi gelandet waren, war es nicht mehr weit. Es stand in dem anderen Stück des Waldes, doch war schon zu sehen.
Maul rannte und ließ sich von der Macht treiben, die in ihm rumorte. Er hatte etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, das spürte er auch ohne die Ausbildung seines Meisters. Doch jetzt würde er niemals die Gelegenheit haben es zu erforschen. Er musste sich nun verstecken. Verstecken und beten, dass dieser ihn niemals fand. Schon jetzt hüllte er selbst sich in eine Aura der Unsichtbarkeit, eine Fähigkeit, die er, als Assassine, hatte lernen müssen.
Und er wusste, dass er gut war. Sidious hatte schon oft große Schwierigkeiten gehabt ihn aufzuspüren, wenn er sich tarnte. Nur der Jedi musste er es beibringen. Sie war ebenso verdammt wie er. Beinahe fühlte er sich deswegen schuldig, aber immer noch besser, als sie umzubringen. Er wollte mehr von dem erfahren, was sie getan hatte. Und, woher sie das konnte. Maul wollte Macht. Alle Macht.


CORUSCANT


Lord Sidious rieb sich das Kinn. Die Dinge hatten eine unerwartete Wende genommen, er selbst würde nun einen Abtrünnigen jagen müssen. Seinen Schüler, seine Schöpfung. Es würde schwierig werden, aber sicherlich ungemein interessant. Die Kraft, die aus einem toten Sith erwuchs war unvergleichlich und er selbst konnte etwas Abwechslung vertragen.
Der Sithlord drehte sich zu seinen leeren Gemächern um und ein böses Lächeln lag auf seinen alten Zügen. Er wusste nicht, was geschehen war, in den wenigen Sekunden, in denen das Bild ausgefallen war, doch die Jedi würden dafür bezahlen, dass sie ihm eine fast perfekte Waffe genommen hatten. Und Maul würde dafür bezahlen, dass er ihn enttäuscht hatte.
Sidious war nicht so einfältig wie Plageius; er vergab nicht. Er würde diese niedere Kreatur ausradieren.